In den dreißiger Jahren mussten die Nachkommen der Gründer selber Verantwortung übernehmen, denn der Architekt Karl Schulze, erst 53-jährig, verstarb im Jahre 1929 an den Folgen einer Operation, und sein Sohn Karl übernahm nun das Architektenbüro. Der 12 Jahre ältere Dietrich Schulze verstarb im Jahre 1938 mit 75 Jahren. Noch zu seinen Lebzeiten entschlossen sich die Familien, eine Erbteilung vorzunehmen, so daß das Ziegelwerk ganz in den Besitz von Dietrich Schulze und seinem Sohn Herbert überging. Der Vater konnte noch miterleben, wie der Sohn zusammen mit einer Dortmunder Firma den ersten Engobierapparat entwickelte, mit dem Ziegel mit einer dünnen Keramikschicht überzogen werden konnten. In Fachkreisen fand das große Aufmerksamkeit und Anerkennung.!
Am Ende des Trauerjahres für Dietrich Schulze feierten Herbert Schulze und Sigrid, geb. Pein, ihre Hochzeit. Sie gingen mit weitreichenden Plänen in ihre Ehe. Unter anderem wollten sie ein zweites Ziegelwerk nahe Osnabrück eröffnen.
Doch Monate später brach der zweite Weltkrieg aus, und wie viele andere Mitarbeiter des Betriebes musste der Chef Soldat werden. Eine schlimme Nachricht folgte der anderen. Schließlich musste die junge Frau Schulze, die schon längst Betriebsleiterin geworden war, hinnehmen, daß ihr Mann bei Worronesch gefallen ist. Elf weitere Mitarbeiter verloren ihr Leben. Es blieb nichts anderes übrig: Die Arbeit musste weiter getan werden. Erst als kurz vor Kriegsende Brandbomben erheblichen Schaden hervorriefen und im Chaos der ersten Nachkriegswochen alles drunter und drüber ging, ruhte der Betrieb für kurze Zeit. Die Chefin brachte ihre Tochter Gisela zur Welt und nannte die Firma zu Ehren ihres verstorbenen Mannes in Herbert Dietrich Schulze ( HDS ) um.
So lenkte die junge Frau Sigrid Schulze die Firma durch die Wirren von Krieg und Nachkriegszeit. Mit großer Beharrlichkeit machte sie sich um den Wiederaufbau des schwer zerstörten Landes außerordentlich verdient. Bald brannte auch wieder der erste Ringofen, und das Material wurde für die Arbeiten an den zerstörten Betrieben und Häusern dringend benötigt. Der Plan des zweiten Ziegelwerkes in Osnabrück musste aber aufgegebenwerden.
Viele neue Wege mussten beschritten werden
Seit der Währungsreform 1948 konnte endlich wieder mit Aussicht auf bessere Verhältnisse gearbeitet werden. Alte und neue Mitarbeiter wuchsen zusammen. Die Chefin fand 1949 in Dr. Jur. Ernst Hausser ihren zweiten Mann, der mit seinen kaufmännischen und industriellen Erfahrungen dem Werk weiteren Auftrieb gab. Mit Fleiß und Umsicht stellten sich Haussers immer wieder neuen Aufgaben, so dass es gelang, der Firma Schulze, die zeitweise die größte Ziegelei in Westfalen wurde, einen weit über die Grenzen Dortmunds reichenden Ruf zu verschaffen. Die Betriebsabläufe mussten unter dem schon damals herrschenden Rationalisierungsdruck dauernd modernisiert werden. Zugleich wurde auch aber die ursprünglich schwerste körperlich Arbeit zunehmend erträglicher gestaltet.
Zum 50-jährigen Geschäftsjubiläum hieß es in der Festschrift:
„Freude, Sorge, Wohlstand und Not, Hoffnung und Unglück wechselten sich in der Firmengeschichte dauernd ab. Mit Zuversicht und Hoffnung sieht der Betrieb in die Zukunft."
Die Firmeninhaber hatten auch neuen Produkten gegenüber stets offene Ohren. So nahmen sie Anfang der 60er Jahre die Produktion von POROTON®-Steinen auf. Das waren Steine, denen aufgeschäumtes Styropor®, das erst wenige Jahre überhaupt auf dem Markt war, beigemischt wurde. Die winzigen Styroporperlen wurden in einem Betriebseigenen Aufschäumern hergestellt.
Herr Dr. Hausser starb plötzlich 73-jährig im Jahr 1967, und seine Frau starb viel zu jung nach langer schwerer Krankheit im Jahre 1969.